Nun ist es doch passiert. Seit dem 13. Oktober 2020 ist der Extended Support für Exchange Server 2010 endgültig beendet.
Manche Exchange Administratoren werden dem Ende von Exchange Server 2010 nachtrauern. Als letzte Exchange Version alter Bauart, bot Sie eine MMC-basierte Verwaltungsoberfläche. Mit dem Nachfolger Exchange Server 2013 wurde die UI-basierte Verwaltung per Webbrowser und dem Exchange Admin Center Pflicht. Der Wegfall der der Exchange Management Console (EMC) wird noch heute als größtes Manko der modernen Exchange Versionen genannt.
Exchange Server 2010 war der notwendige Zwischenschritt, um technologische Lösungen einzuführen, die uns noch heute in Exchange Server 2019 begegnen. manche Funktionen haben allerdings den Namen geändert.
Welche Veränderungen brachte Exchange Server 2010?
- Moderne Hochverfügbarkeit
Mit Exchange Server 2010 wurden die Datenbankverfügbarkeitsgruppen (DAG) eingeführt. Damit wurden die mit Exchange Server 2007 eingeführten Cluster-Varianten CCR, SCR und LCR bereits wieder ersetzt. Die Schwächen der 2007er Cluster-Varianten hatte Microsoft im Betrieb des BPOS-Clouddienstes kennengelernt. Sie skalierten nicht und boten keinen ausreichenden Schutz vor dem Ausfall mehrerer Systeme.
- Shadow Redundancy
Neben der verbesserten Hochverfügbarkeit in der Bereitstellung von Postfächern, fehlte eine funktionierende Hochverfügbarkeit für die Verarbeitung von E-Mail-Nachrichten. Dies wurde mit der Funktion Shadow Redundancy und den Schattenwarteschlangen erreicht. Mit einer richtig konfigurierten Multi-Site DAG kann seither ein ausfallsicherer Nachrichtenfluss gewährleistet werden.
- Single Instance Storage
Die Funktion des Single Instance Storage (SIS), bis zu Exchange Server 2007 ein Garant für eine Reduzierung des benötigten Dateispeicherplatzes von Postfachdatenbanken, vertrug sich nicht mit den HA-Funktionen der DAG. Daher stand diese Funktion in Exchange Server 2010 nicht mehr zur Verfügung. Dies wurde bei der Veröffentlichung von Exchange Server 2010 heiß diskutiert. Die Verfügbarkeit von immer günstiger werdenden Festplattenspeicher relativierte diese Diskussion schnell.
- PowerShell
Exchange Server 2010 war die erste Produktversion, die über eine sinnvoll nutzbare PowerShell-Verwaltung verfügte. Seitdem ist die Exchange ManagementShell der Kernbestandteil jeder guten Exchange Verwaltung. Der heutige Betriebsalltag wäre ohne PowerShell nciht denkbar.
- Role-Based Access Control
Mit der PowerShell-Implementierung von Exchange Server 2010 wurde auch das rollenbasierte Zugriffskonzept (RBAC) für Exchange Server eingeführt, das heute selbst in Exchange Online noch verwendet wird. Mit Hilfe von RBAC war und ist es wesentlich einfacher, Berechtigungen zur Verwaltung von Exchange Objekten zu delegieren
Exchange Server 2010 hat die Basis für wichtige Funktionen der modernen Exchange Server Versionen und für Exchange Online gelegt. Aber nun ist, auch nach der Verlängerung des erweiterten Supports, der letzte Vorhang für Exchange Server 2010 gefallen. Wie auch bei vorherigen Versionen von Exchange Server kommt das Supportende für viele Kunden überraschend. Die Zahl der Exchange Organisationen, die noch aktive Exchange Server 2010 verwenden, wird weltweit auf mehr als 100.000 geschätzt. Ich halte diese Zahl, auch vor dem Hintergrund der Erfahrung aus Beratungsprojekten, für realistisch. Immerhin begegnen mir auch noch Exchange Server 2007 Systeme in produktiven Exchange Organisationen.
Der 13. Oktober 2020 ist auch für Exchange Server 2016 ein wichtiges Datum. An diesem Tag endete der Mainstream Support für Exchange Server 2016 und damit auch die Bereitstellung regelmäßiger kumulativer Updates. Ab diesem Zeitpunkt werden nur noch bei Bedarf kumulative Updates und dringende Sicherheitsaktualisierungen veröffentlicht.
Es ist also Zeit, sich Gedanken über die Transition zu Exchange Server 2019 oder Exchange Online zu machen.
Die Aufzeichnunge des WBSC#TALK finden Sie hier: https://www.youtube.com/watch?v=ehmiwDOdoC8
Mythen zum Supportende von Exchange Server 2010
- Exchange Server 2010 ist als Hybrid-System weiter unterstützt, weil die Version in der Übersicht der Hybrid-Voraussetzungen aufgeführt ist
- Nein. Exchange Server 2010 ist keine unterstützte Exchange Version mehr.
Die Hybrid-Funktionen werden noch weiter funktionieren. Jedoch dürfen Sie davon ausgehen, dass es bei Änderungen in Exchange Online zu Problemen in der lokalen Exchange Ogranisation kommen wird. - Die Tatsache, dass Exchange Server 2010 in diesem Artikel über die Voraussetzungen für eine Hybrid-Konfiguration aufgeführt wird, ändert nichts daran, dass Exchange Server 2010 als Produkt nicht mehr unterstützt wird.
- Nein. Exchange Server 2010 ist keine unterstützte Exchange Version mehr.
- Exchange Server 2010 funktioniert nach dem 13. Oktober 2020 nicht mehr
- Nein. Natürlich funktioniert Exchange Server 2010 auch weiterhin. Sie betreiben Exchange Server 2010 jedoch auf eigenes Risiko, da Sie für dieses Produkt Version von Microsoft keinerlei Support mehr erhalten.
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- Nein. Natürlich funktioniert Exchange Server 2010 auch weiterhin. Sie betreiben Exchange Server 2010 jedoch auf eigenes Risiko, da Sie für dieses Produkt Version von Microsoft keinerlei Support mehr erhalten.
Sie haben Fragen zum Ende von Exchange Server 2010? Ich freue mich über Ihre Fragen an Exchange2010@exchange-doktor.de.
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- Thomas’ Tech Talk Folgen
Adieu Exchange Server 2010.